Die gute alte „Willkommensmappe“ oder die halbwegs digitale „Willkommens-Email“ haben ausgedient. Der Einführungsprozess neuer Mitarbeiter gestaltet sich heute deutlich anspruchsvoller, da der einzelne Mitarbeiter immer mehr an Bedeutung gewinnt. Und der dringende Handlungsbedarf ist greifbar: Laut der aktuellen Stepstone-Studie „Onboarding im Fokus“ bekamen nur 45 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter die Chance, Fragen zum Onboardingprozess vorab mit dem zukünftigen Vorgesetzten zu klären. 18 Prozent erhielten sogar keinerlei Informationen oder Informationsangebote betreffend ihrer Integration und Einarbeitung.

Ein „Scheitern“ des Onboardingprozesses ist mit hohen direkten und indirekten Kosten verbunden. Nicht zu vergessen sind die Auswirkungen auf die beteiligten Mitarbeiter und die Unternehmenskultur. Aussagen wie „(…) ich kenne die Namen neuer Kollegen erst nach einem Jahr (…)“ sind Alarmsignale und können ein Indikator dafür sein, dass entweder im Auswahlprozess oder im Onboarding erhebliche Defizite bestehen.

Um ein erfolgreiches Onboarding zu etablieren, muss auf zwei Ebenen parallel gearbeitet werden: Die fachlich-methodische Einarbeitung auf der einen und die soziale Integration auf der anderen Seite. Gerade letztere wird häufig als weniger wichtiger bewertet und Maßnahmen nur halbherzig umgesetzt.

Soziale Integration ist die Andockstelle, in der z.B. die Erwartungen aller drei beteiligten Parteien  – neuer Mitarbeiter, Führungskraft, Kollegen – aufeinander abgestimmt werden können. Weiter geschieht hier die Einführung in die Unternehmenskultur: sowohl die gewünschte als auch die gelebte. Dabei bedarf es einer gesunden Selbstreflektion und Offenheit seitens des Unternehmens, da natürlich niemand gerne zugibt, dass die beiden Aspekte der Kultur nicht unbedingt deckungsgleich sind. Dies würde der neue Mitarbeiter jedoch so oder so schnell bemerken.

In vielen Unternehmen wird ein Pate bestimmt, der das soziale „Andocken“ erleichtern soll. Häufig sind die Paten darauf schlecht oder gar nicht systematisch vorbereitet und so werden manche zentralen Themen wenig oder gar nicht behandelt. Die Führungskraft bleibt wichtigster Ansprechpartner  – gerade in den ersten Wochen. Eine Entlastung bieten dabei festgelegte Prozesse und Abläufe – sie schaffen Struktur und benennen Verantwortlichkeiten.

Also wie gelingt der Aufbau eins professionellen und systematischen Onboardings?

Unternehmen sehen durchaus die Notwendigkeit und den Nutzen einer hochwertigen Einarbeitung und gelungener sozialer Integration. Was als wichtig eingestuft wird ist leider häufig nicht als dringend angesehen – bis der Handlungsbedarf überhandnimmt.

Hier kann es oft Sinn machen, auf die Ressourcen und das Fachwissen externer Berater zurückzugreifen. Diese analysieren die entsprechenden Personalprozesse, ergänzen oder passen diese an. Ferner werden die betroffenen Führungskräfte und Mitarbeiter entsprechend geschult und mit den neuen Abläufen vertraut gemacht. Auch die Besonderheiten externer und interner Kommunikation im Kontext des Onboardings müssen berücksichtig und in Abläufen, Vorlagen und Prozessen festgehalten werden.

Warum sich ein systematisches Onboarding lohnt? „Zeit ist Geld“ und „Man hat nur eine Gelegenheit für einen ersten Eindruck“ – beide Redewendung treffen im besonderen Maße auf das Onboarding zu. Zum einen möchten Unternehmen, dass der neue Mitarbeiter schnellstmöglich seine Fähigkeiten ungehindert einbringen und zum Wertschöpfungsprozess beitragen kann. Zum anderen wird in den ersten Wochen das Fundament für Motivation und Commitment des neuen Mitarbeiters gelegt. Dies ist eine Chance, die das Unternehmen nur einmal hat und sinnvoll nutzen sollte.