Ziele zu setzten ist leicht, sie zu realisieren gelingt allerdings oft nicht. Forscher der Neuropsychologie fanden heraus, dass dafür zu einem hohen Maß unser Kopfkino verantwortlich ist.

Lisa Feldman Barrett entdeckte, dass beim Erreichen von Zielen vor allem die Einstellung zu diesem Ziel zählt. Wenn ein Ziel verfasst wird, projiziert das Gehirn die in diesem Bereich bereits gemachten Erfahrungen und Erlebnisse auf die zukünftigen Situationen, in denen das Ziel erreicht werden soll. Die inneren Bilder von in der Zukunft liegenden Zielen werden also von der Vergangenheit dominiert. Wenn Sie Ihrem Nachbar beispielsweise erzählen, dass Sie sich heute ‚endlich überwinden und mit dem Konzept für die Weihnachtsrede auseinandersetzten müssen’, so haben Sie in der Vergangenheit vermutlich negative Erfahrungen mit der Konzeption einer Rede gemacht. Ihr Gehirn überträgt die negativen Erfahrungen und damit verbundenen Emotionen der Vergangenheit automatisch auf die zukünftige Situation. Kein großes Wunder, dass Sie ihr Ziel, bis zum Ende des vergangenen Monats mit der groben Gliederung fertig zu sein, nicht erreicht haben.

Die oft fehlende Realisierung von Zielen könnte also als Selbstregulierungsproblem beschrieben werden. Dieses kann allerdings umgangen werden, indem die gesetzten Ziele bewusst mit positiven Stimmungen verbunden werden. Dies geschieht durch eine kurze Reflexion: Die normalerweise unbewusst entstehenden Bilder im Kopf und die dazu gehörige Sprache muss in Bezug auf das Ziel bewusst gewählt und dadurch positiv beeinflusst werden. Statt sich ‚endlich zu überwinden’ und sich einfallslos am Schreibtisch sitzend zu sehen, gilt es, positive innere Bilder hervorzurufen. So können Sie sich etwa ‚in der kommenden Stunde nach bestem Wissen und Gewissen’ einen Kaffee trinkend und ein süßes Stückchen essend das Konzept schreibend sehen. So kann die Negativspirale aus vergangenen Ereignissen und zukünftigen Einstellungen gebrochen werden.

Dabei sollte dem Ziel selbst ein geringerer Stellenwert beigemessen werden, als dem Weg zum Ziel. Das Wenn-dann-Prinzip ist hierfür eine hilfreiche Strategie. Dabei wird ein Plan erstellt, der für eine spezifische Situation eine konkrete Handlung bestimmt. Für die Entstehung des Konzepts sollten Sie nicht gleich das Ziel der fertigen Rede vor sich sehen, sondern zunächst einen Handlungsplan entwerfen: ‚Wenn ich das Sonntagsfrühstück beendet habe, dann setzte ich mich gleich an den Schreibtisch und suche nach einem geeigneten Einstieg für die Weihnachtsrede.’ Dieser Handlungsplan kann sowohl einwöchig als auch über einen langen Zeitraum gelten. Eine reine Absicht (Zielintention), wie hier das Verfassen einer Weihnachtsrede, ist also wenig hilfreich, wenn nicht auch ein konkreter Vorsatz (Durchführungsintension) durch einen Wenn-dann-Plan formuliert wird. Dass dieser Vorsatz in dem jeweiligen Wenn-dann-Setting auch verfolgt wird, konnte durch die Vorsatzforschung bestätigt werden.

Die Zielrealisierung hängt also entscheidend von den positiven und negativen Einstellungen gegenüber nahen und fernen Zukunftssituationen sowie von dem Zusammenwirken zwischen Absichten und Vorsätzen ab. Durch Selbstinstruktionen, wie etwa durch Wenn-dann-Pläne, kann negatives Denken in positives umgewandelt werden. So können Handlungen (und Ziele) leichter realisiert und sogar habitualisiert werden.